Am Mittwoch, 22. Februar 2017 lud der Verein Solidarität Igls zu einer Veranstaltung im Congress Igls zum Thema „Leben und Herausforderungen in einem Heim für Asylwerbende“ ein. Besucht wurde diese Veranstaltung von ca. 50 IglerInnen und VillerInnen.
Wolfgang Dvorak von den Tiroler Sozialen Diensten (TSD) referierte über spezifische Unterschiede zwischen sogenannten Individuum-bezogenen Gesellschaften (Bsp. Österreich) und kollektiven Gesellschaften (Bsp. Afghanistan, Somalia). Er erläuterte mögliche Ansätze im Umgang mit kulturell unterschiedlich geprägten Lebensphilosophien, Vorstellungen und Verhaltensweisen und gab wichtige Denkanstöße.
Martina Lechner, TSD Heimleiterin in Reith bei Seefeld, erzählte von ihren langjährigen Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit. Sie berichtete über die alltäglichen Freuden und gegenseitigen Bereicherungen in ihrer Arbeit, über unterschiedliche Zugänge zu Zeit, Kindererziehung, Freizeitbeschäftigung, etc. und ihren Umgang damit. Sie betonte, dass es wichtig sei, die Erwartungen in Bezug auf Aktivitäten mit Geflüchteten als Ehrenamtliche nicht zu hoch zu stecken und Achtsamkeit für die Bedürfnisse von Asylwerbenden zu üben.
Bernhard Teißl-Mederer berichtete vom Entstehen und den Entwicklungen des seit drei Jahren bestehenden Vereins „Freundeskreis Flüchtlingsheim St. Gertraudi“ im Zillertal und den konkreten Aktivitäten wie Entwicklung von Konzertreihen (alle 2 Monate), Kochkurse von Asylwerbenden für Einheimische, Entwicklung eines Kräutergartens, Gesprächsoasen, Buddys etc. Herr Teißl-Mederer wies auf die Bedeutung von regelmäßigen Treffen zwischen hauptamtlichen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, guter Koordination von Ehrenamtlichen und regelmäßiger Reflexion des Erlebten hin.
Die anwesenden IglerInnen und VillerInnen diskutierten angeregt mit den drei ReferentInnen. Es wurde u.a. über die großen Integrationsherausforderungen, die psychischen Belastungen, die durch lange Asylverfahren entstehen, die Sondersituation von alleinstehenden Frauen auf der Flucht und Beschäftigungs(un)möglichkeiten von AsylwerberInnen gesprochen.