Interview mit Najma, 25 Jahre, aus Somalia
Warum hast Du Deine Heimat verlassen?
Mein Vater wollte, dass ich einen alten Mann heirate. Der Mann zahlte 5000 Dollar für mich und mein Vater hat mich verkauft. Ich bin im Jahr 2020 in der Nacht von zuhause weggelaufen, während mein Vater schlief. Mit einer Freundin bin ich nach Mogadishu. Von dort flogen wir in die Türkei. Auf dem Boot nach Griechenland ist meine Tasche mit meinem Pass ins Wasser gefallen. In Athen war ich 13 Monate in einem großen Lager. Nach der Befragung durfte ich nach Serbien weitergehen. Geld bekam ich keines. In Österreich erhielt ich ein Dach über den Kopf und Versicherung. Auch kann ich ein bisschen Geld verdienen.
Wir war Dein Leben zu Hause?
Meine Mutter habe ich früh verloren. Mein Vater hat wieder geheiratet. Meine Stiefmutter erlaubte mir nicht, in die Schule zu gehen. Sie wollte, dass ich den Haushalt mache und für die Familie arbeite. Lesen habe ich mir mit YouTube beigebracht und von meinem Bruder gelernt, der in die Schule gehen durfte. Arabisch lernte ich auf der Flucht von anderen Flüchtlingen. Ich lerne leicht, ich muss nur einmal etwas sehen, dann merke ich es mir.
Kannst Du von der Flucht erzählen?
Wir haben meistens im Wald geschlafen, Energy-Drinks zum Wachbleiben getrunken, Brot und Käse gegessen. In Flüssen haben wir uns ein bisschen gewaschen und die Zähne geputzt. Sonst konnten wir uns nicht pflegen.
Wie gefällt es Dir im Haus Liah?
Ich bin schon zwei Jahre hier. Es ist ruhig, das Haus ist schön, die Leute sind freundlich. Es ist klein und fein. Die Leiterin ist sehr nett und hilfsbereit.
Was sind Deine Träume?
Ich möchte sehr gerne Krankenschwester werden. Deshalb lerne ich viel.