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  • Man gibt so wenig und bekommt so viel

    Teresa hat am Institut für Sozialpädagogik in Stams studiert. Im Rahmen ihrer Ausbildung musste sie mehrere Praktika absolvieren. Weil ihr das Haus Liah als familiäre und gut geführte Praktikumsstelle empfohlen wurde, hat sie hier im Jahr 2023 ein Praktikum gemacht.

    Interview mit Teresa, Praktikantin

    Teresa, was waren Deine Aufgaben als Praktikantin?

    Ich musste die Frauen in verschiedenen Bereichen unterstützen: bei der Wohnungssuche, beim Deutschlernen, beim Beantworten von Emails, oder beim Schreiben von Briefen. Wichtig war mir dabei, den Frauen zuzuhören und sie zu stärken. Auch wollte ich Abwechslung in ihren oft eintönigen Alltag zu bringen: mit ihnen singen, tanzen und vor allem viel lachen! Die Zeit im Haus Liah war meist geprägt von viel positiver Energie, sodass ich mich am Ende eines Tages schon wieder auf mein nächstes Mal im Haus Liah gefreut habe.

    Natürlich war die Arbeit auch herausfordernd. So schienen die sprachlichen Barrieren manchmal unüberwindbar. Aber irgendwie funktionierte die Kommunikation immer, auch wenn es länger dauerte oder wir uns nonverbal verständigten. Wenn eine Bewohnerin einen negativen Asylbescheid erhielt, war dies sehr belastend. Dies waren Momente, in denen ich mich ohnmächtig fühlte. Auch die Erzählungen und Videos von den Fluchterfahrungen der Frauen waren oft schwer zu ertragen.

    Was gefällt Dir im Haus Liah besonders?

    Einfach alles! Die Frauen und ihre Kinder akzeptierten mich sogleich ohne jegliche Vorurteile. Besonders schön ist ihre offene und herzliche Art. Man gibt so wenig und bekommt so viel von den Frauen. Sie sind so großzügig mit ihrer Freude, ihrer Wertschätzung und ihrer Liebe. Diese Emotionalität gibt es in unserem Kulturkreis nur selten. Die tolle Zusammenarbeit mit Patrizia, der Leiterin des Hauses Liah, schätzte ich sehr. Vom ersten Tag an sah sie mich als einen gleichberechtigten Teil ihres Teams an. Und der Austausch mit den vielen Ehrenamtlichen war sehr wertvoll.

    Was hast Du von den Frauen und Kindern gelernt?

    Die Frauen im Haus Liah sind meine Vorbilder. Trotz allem, was sie erleben mussten, haben sie eine so dankbare Grundhaltung in ihrem Leben. Sie nehmen die positiven Aspekte bewusst wahr und lehrten mich, das Besondere im Selbstverständlichen zu erkennen. Sie blicken zuversichtlich in die Zukunft, obwohl ihnen in Österreich nicht nur Positives widerfährt. Sie strahlen Zufriedenheit aus und finden immer wieder einen Grund zu lächeln und glücklich zu sein.

    Welche Erfahrungen sind Dir besonders in Erinnerung geblieben?

    Das wohl Schönste im Haus Liah waren die Momente, in denen ich die Frauen losgelöst von ihren Ängsten und Sorgen beobachten durfte, wenn ihr Fokus ganz im Jetzt lag und sie alles um sich herum vergessen konnten: beim Lernen der Lieder für die Weihnachtsfeier, beim ausgelassenen Tanzen während der Faschingsfeier, oder beim Lachen während der Gymnastikeinheiten. Auch die Gastfreundschaft der Frauen wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ich war so gerne Praktikantin im Haus Liah, dass ich jetzt als Ehrenamtliche weitermachen werde!

    Was wünschst Du Dir für die Frauen und Kinder?

    Vor allem wünsche ich ihnen Sicherheit und Stabilität, Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarkt, und die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Talente entfalten zu können. Ich wünsche ihnen, dass ihnen Verständnis und Respekt entgegengebracht wird und so ein Gefühl von Zugehörigkeit entstehen kann. Den Frauen, die ihre Kinder in der Heimat zurücklassen mussten, wünsche ich eine rasche Familienzusammenführung. Ich hoffe, dass sie sich erfolgreich integrieren können und die Chance erhalten, ihre Träume zu verwirklichen.